Corona: Die falsche Mathematik des Robert-Koch-Instituts


Auf der Seite des Robert-Koch-Instituts (RKI) findet man ihre Lageberichte. Zum Zeitpunkt meines Artikels sind es 36 Berichte (4.3.-8.4.).

Für meine Analyse habe ich mich auf den Bericht von KW 11 und 12, (9.3.-23.3.) konzentriert. Das hat sich angeboten, weil ich dazu als Youtube-Video die Pressekonferenz vom 26.3. heran ziehen konnte, in der Herr Wieler vom RKI diese Zahlen präsentiert, und andere Blogger vor mir bereits darüber berichtet haben.

Ich habe mich gefragt, wie das RKI zur Interpretation kommt, beim Corona-Virus von einer Pandemie zu sprechen, von einer exponentieller Verbreitung. Die Frage, wie tötlich das Virus ist, behandle ich vielleicht in einem zweiten Artikel, jetzt soll es nur um die Verbreitung gehen. Beides ist insofern politisch brissant, als damit die derzeitigen Grundrechtseinschränkungen gerechtfertigt werden.

Auf S. 6 dieses Berichts sind die folgenden Zahlen aufgelistet. Ich gehe davon aus, dass die Zahlen stimmen, will aber anmerken, dass die Art des Tests nach Ansicht vieler Virologen, auch des Virologen, der den Test erfunden hat, zu sensibel ist, um darüber Aussagen über den Gesundheitszustand zu machen, d.h. bei der geringsten Anzahl des Virus anschlägt, auch wenn die Anzahl so geringt ist, dass ein Organismus dadurch keinerlei Beeinträchtigung hat Siehe Klaus Köhnlein.

KW Anzahl Testungen Positiv getestet
11 127.457 7.582
12 348.619 23.820

Sieht man den Anstieg von gerundet 8000 auf 24000 Personen, bei denen der Corona-Virus gefunden wurde, muss man erschrecken, weil das ja innerhalb von einer Woche eine Verdreifachung bedeuten würde. Aber nur, wenn man keine Mathematik benutzt. Mathematisch darf man hier nicht nur die absoluten Zahlen betrachten, sondern muss die Relativität berücksichtigen. Man muss berücksichtigen, dass in der zweiten Woche auch viel mehr Menschen getestet worden sind. Deshalb muss man berechnen, wie viel Prozent der Getesteten Corona-Viren haben, hier also in der KW 11

$$p_1=\frac{7582}{127457}=0,059=5,9$$

und für KW 12 \($p_2=\frac{23.820}{348.619}= 6,8\).$ Statt 6 % der Getesteten hatten jetzt ca. 7 % der Getesteten das Virus, d.h. in einer Woche hat sich der Virus von 6 % auf 7 % der Getesteten verbreitet, das ist ein Anstieg um 1 %. Klingt dann schon nicht mehr so erschreckend, stimmt's!? Zurecht!

Man könnte die Zahlen so verstehen, wie sie verkauft werden: erst sind 7 % von 120.000 Menschen infiziert, dann 7 % von 350.000, was ja dann viel mehr sind - aber (Achtung: Grundlagen der Prozentrechnung!) das Prozent heißt pro Hundert, gibt also gerade eine relative Zahl anrecht, eine Zahl, die sagt wie viele von 100 Personen infiziert sind. Wenn wir kurz gutmütigerweise annehmen, die Testungen wären Stichproben (was sie nicht sind, siehe Corona: Sterblichkeit), dann würden die Prozentzahlen das Folgende bedeuten: In der Woche 11 sind von allen Menschen rund 6 % infiziert, in der Woche 12 sind von allen Menschen rund 7 % infiziert. Die Zunahme ist also \(\frac{1}{100}\) - das ist keine Verdreifachung. Mal ganz abgesehen von den Unklarheiten der absoluten Zahlen hinsichtlich wer sich testen hat lassen - evtl. doppelt getestete Menschen und vielleicht v.a. ängstliche, vorbelastete oder eh schon kranke Menschen!?

Das RKI hat diese Prozentzahlen in diesem Lagebericht löblicherweise in Klammern angegeben. In der Pressekonferenz spricht Herr Wieler vom RKI trotzdem von expoentiellem Wachstum. Ohne mathematische Begründung; mit einem Anstieg von 1 % kann man das nicht begründen. Also bleibt mir nichts anders übrig, als in die anderen Berichte zu schauen, und herauszuschreiben, wie die Prozentzahlen vorher oder nachher aussehen. Aber in keinem der anderen 35 Berichte sind die Anzahl der Testungen angegeben! Es werden immer die absolute Anzahl und die Differenz der absoluten Zahl der "labordiagnostisch bestätigten COVID-19-Fälle" (ohne die oben genannte Anmerkung zu nennen - Hauptsache schlau klingend) genannt, aber nie die Basis, wie viele Tests gemacht worden sind und nie mehr Prozentzahlen.

Mathematisch ist ganz klar, dass hier Prozentzahlen und nicht nur absolute Zahlen zur Interpretation verwendet werden müssen; das RKI macht es gerade andersherum. Es wird nur aufgelistet, wie viele Personen dazu gekommen sind, bei denen der Virus gefunden wurde. Auch die in späteren Berichten eingeführte Spalte "Fälle pro 100.000 Einwohnern" ist mathematisch Nonsens, einfach nicht aussagekräftig, wenn man nicht weiß, wie viele getestet wurden. Selbst das würde nicht ausreichen - man müsste eine Studie machen, Stichproben nehmen, z.B. von 10.000 Menschen - dazu ist die Regierung nicht willens, will das anscheinend erst Ende Mai machen. In den Berichten wird über diese Fälle pro 100.000 Einwohner dann von "COVID19-Aktivität" gesprochen - das ist mathematisch falsch; es könnte vielleicht besser Test-Aktivität heißen, vielleicht sind in diesen Gegenden ja nur mehr Tests gemacht worden, aber mathematisch wäre auch das nicht - weil man das Verhältnis, die Relativität betrachten müsste - was das RKI aber nicht tut. Die politische Frage ist nun: Warum nicht? Entweder das RKI kann keine Mathematik und Statistik, wird zu ihrem unmathematischem Vorgehen gezwungen oder tut es mit Absicht - mehr Ideen habe ich nicht. Alle drei Möglichkeiten sind aus ethischer Sicht allerdings gleich schlecht, sodass ich darüber nicht weiter spekulieren will. Fakt ist nur: Als mathematisch korrekt können diese Daten des RKI nicht angesehen werden. Im Gegenteil, sie sind falsch. Schlicht, weil sie das Wichtigste weglassen. Wenn Absicht dahinter steckt, ist das Propaganda in Reinform. Und weil die Bevölkerung alles glaubt was auf ARD und ZDF erzählt wird, anstatt selbst zu denken, hat das extreme Auswirkungen.

Die Interpretation in den Presseberichten ist nebenbei bemerkt noch schlimmer! Es werden auch hier immer nur absolute Zahlen genannt, oft noch vermischt mit Zahlen aus anderen Ländern, ohne nach Ursachen und anderen Zusammenhängen zu fragen.

Wenn jetzt aber das RKI nicht als rationale Quelle zur Einschätzung des Corona-Virus dienen kann - wer dann? Und warum stützt sich die Regierung gerade und nur auf das RKI? Hier ist viel Raum für Spekulation, aber besser wird's dadurch nicht. Besser wird es nur, wenn man rational an die Sache heran geht. Die Argumentationsbasis muss breit sein, und jeder muss selbst darüber nachdenken, wem er Glauben schenkt und evtl. nachrechnen, wenn ihm etwas komisch vorkommt.

Deshalb hier ein paar Vorschläge, wo man etwas vom RKI Abweichendes lesen kann:

Aktuelles zu Corona auf Swiss Propaganda Research

Dr. Bodo Schiffmann

heise.de zur falschen Mathematik des RKI

Paul Schreyer zur mangelnden Wissenschaftlichkeit des RKI

Prof. Dr. Harald Matthes und Dr. Friedemann Schad

Franz Ruppert

Andrea Herrmann

Weitere Doktoren und Professoren

PS (29.4.20): Im Bericht vom 29.4. (5 Wochen später!) bekommt die Bevölkerung auf S. 8 wieder relative Zahlen. Auch hier ist kein exponentielles Wachstum erkennbar.

PS (5.5.20): Zu deiner Frage, warum das RKI das vielleicht mit Absicht so falsch macht, gibt es z.B. diese "Verschwörungstheorie".